Halbe Leben
LESETIPP ANDREA
«Halbe Leben» von Susanne Gregor
Packender und entlarvender Roman über die Zerrissenheit zweier ungleicher Frauen, in unterschiedlichen Welten, zwischen Familie, Care-Arbeit, Beruf und Selbstfürsorge. Weiter führt der Roman das Machtgefälle rund um die 24-Stunden-Pflege, meist von Frauen aus dem Osten geleistet, vor Augen.
Klara stürzt beim Wandern ab. Mit dabei war nur Paulina, die Pflegerin von Klaras Mutter. Rückblickend erfahren wir von der Verbindung der beiden Frauen. So lernen wir Paulina (38), alleinerziehende Slowakin, Mutter zweier Jungs im Alter von 10 und 16 Jahren, kennen. Diese wird von Klara (38), Architektin, Mutter von Ada (11) und Ehefrau von Jakob, als 24 Stundenpflegerin im Zweiwochen-Rhythmus für ihre Mutter Irene, die nach einem Schlaganfall rundum Pflege braucht, in Österreich eingestellt. Dank Paulina kann sich Klara wieder ihrer Karriere widmen, sich selbst verwirklichen und ihr Mann Jakob seiner Freiheit als Fotograf. Der gesamte Familienalltag wird perfekt von Paulina, die immer mehr Extraaufgaben übernimmt und immer grössere Entbehrungen in Kauf nehmen muss, organisiert. Paulinas Jungs werden in der Zwischenzeit in der Slowakei von der Grossmutter betreut. Paulina ist zerrissen zwischen zwei Welten und empfindet grosse Schuldgefühle gegenüber ihren Söhnen, die sich enttäuscht von ihrer abwesenden Mutter abwenden. Die soziale Kluft zwischen Arbeitgeberin und Arbeitnehmerin wird immer grösser und für Paulina unüberwindbar.
Susanne Gregor, Halbe Leben
Roman
192 Seiten, gebunden
Zsolnay
Fr. 33.90
ISBN 978-3-552-07523-8