Flurina Badel

Flurina Badel ist Bildende Künstlerin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Guarda. Als Künstlerin arbeitet sie seit 2014 im Duo gemeinsam mit Jérémie Sarbach (www.badelsarbach.com). 2019 veröffentlichte Flurina Badel ihren ersten Lyrikband, tinnitus tropic (editionmevinapuorger). Für dieses auf Vallader geschriebene Werk erhielt sie 2020 den Schweizer Literaturpreis. Flurina Badel engagiert sich auch über ihre eigenen Texte hinaus für die rätoromanische Literatur, so ist sie die zuständige Redaktorin der rätoromanischen Kult-Literatursendung «Impuls» bei RTR und kuratiert Veranstaltungen wie das Festival LitteraturA Nairs.

Welche drei der eingangs erwähnter Tätigkeiten zeichnen Sie aus?
s-charnar, metter üert, surar - perquai ch’eu prouv d’inclejer la cumplexità dal muond, i’m plascha da pussibilitar il flurir ed ajer frais-ch güda adüna. Entgräten, gärtnern, lüften - denn ich versuche mich der Komplexität dieser Welt zu stellen, ich mag Blühen ermöglichen und frische Luft hilft immer. - Rumantsch es charn, Deutsch ist Fisch!

Was ist wichtiger: Texten oder gestalterisches Wirken?
Daja üna differenza? Il plü bel es la cumposiziun ed il pensar (ed il far) cumplessiv.Gibt es einen Unterschied? Das Schönste sind Komposition und vernetztes Denken (und Handeln).

Welcher Aspekt ihrer Arbeit ist ihnen am wichtigsten?
La libertà davart il cuntgnü. Eu decid svessa che chi’d es meis tema e co ch’eu til elavur. E lura m’es il dialog sur da mia lavur cun oters fich important. Lur percepziun cumplettescha mia cugnuschentscha.Die inhaltliche Freiheit. Ich entscheide selbst, womit ich mich befasse und auf welche Weise. Und dann ist mir der Dialog über meine Arbeit mit anderen wichtig, um deren Wahrnehmung ich dann meine Erkenntnisse erweitern kann.

Ihre Lieblingsblume?
Tuottas. Plantas sun mia paschiun. Dürant ils ultims duos ons ans vaina, Jérémie ed eu, occupats da la planta typhonium venosum chi s-choda sia fluor sün passa 40°C, quai ans ha inspirats per üna installaziun da video.Alle. Pflanzen sind meine Leidenschaft. In den letzten zwei Jahren haben Jérémie und ich uns mit der Pflanze Thyphonium Venosium, auch Voodoo-Lilly genannt, auseinandergesetzt. Sie kann ihr Blüte auf über 40°C erwärmen und das hat uns zu einer Videoinstallation inspiriert.

Wenn Sie ein Lebensmittel wären: Welches wären Sie?
Limun. Sa rinfras-char ma eir arder.Eine Zitrone. Kann erfrischen aber auch ätzen.

Was lieben Sie mehr: Sommer oder Winter?
Prümavaira ed utuon. La savur cur cha la naiv algua e la terra as s-choda in marz. E la savur da las guoglias dals larschs per terra in october e lura quella savur prüvada avant la prüma naiv. A mai plascha da badair müdadas.Frühling und Herbst. Den Geruch der Schneeschmelze im März wenn sich die Erde erwärmt. Und im Oktober dann den Geruch der Lärchennadeln am Boden und den vertrauten Geruch vor dem ersten Schnee. Ich mag es Veränderungen zu spüren.

Wofür verwenden Sie ihre Zeit am liebsten?
La not per pensar e la bunura bod a partir da l’alba fin da mezdi per scriver concentrada. Davo vegna gugent a tramagl. Die Nacht um zu Denken und den Morgen ab der Dämmerung bis zum Mittagessen um konzentriert zu Schreiben. Danach komme ich gerne Pferde stehlen oder Kirschen essen.

Wofür stehen sie mitten in der Nacht auf?
Per dar bruost a l’uffant. E bod mincha not notescha ideas o ch’eu stun sü per am sulazzar cun spierts. Um das Kind zu stillen. Und fast jede Nacht stehe ich auf, um eine Idee zu Papier zu bringen oder um mich mit Geistern zu unterhalten.

Was war im letzten Jahr Ihre beste Entscheidung?
Da fundar l’uniun «Anna Florin - per cumüns vivs» chi sustegna a las cumünanzas in Engiadina Bassa da far frunt al marchà d’immobiglias e da chürar il plaschair da viver in cumün. Den Verein «Anna Florin - für blühende Dörfer» mitzubegründen. Wir ermutigen die Bewohner:innen des Unterengadins dem Druck des Immobilienmarkts entgegenzuwirken und sich nachhaltig für die Lebensqualität im Dorf einzubringen (www.annaflorin.ch)

In welchem anderen Jahrhundert hätten Sie gerne gelebt?
In mincha cas in ün futur. Eu sun buondriusischma da savair co chi sarà quia in 100 o 300 ons. In jedem Fall in einem Zukünftigen. Ich bin sehr neugierig auf die Zukunft und wüsste sehr gerne, wie es in 100 oder 300 Jahren hier ist.

Welches Buch müssen wir aktuell lesen?
La prümavaira vegn ed eu pigl our da curuna quist cudeschun: «Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen». A mai plascha da mangiar quai chi crescha sün prada ed i’l god e la cuntrada engiadinaisa saduola daplü co chi’s pensess.
Und «Jeder Mensch» von Ferdinand von Schirach. Er schlägt darin sechs neue Grundrechte vor, um die europäische Verfassung zu erneuern, um mit den grössten Herausforderungen unserer Zeit besser zurecht zu kommen: Umweltzerstörung, Digitalisierung, Macht der Algorithmen, systematische Lügen in der Politik, ungehemmte Globalisierung und Bedrohungen für den Rechtsstaat.

Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen

Steffen Guido Fleischhauer et al.

Steffen Guido Fleischhauer et al.

Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen

Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen

2000 Pflanzen Mitteleuropas

686 Seiten, gebunden
570 Farbfotos, 450 Pflanzenzeichnungen
AT Verlag
CHF 74.-
ISBN 978-3-03800-752-4

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Jeder Mensch

Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach

Jeder Mensch

32 Seiten, gebundene Ausgabe
Luchterhand Verlag
CHF 9.50
ISBN 978-3-630-87671-9

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