Barbara Bleisch

Barbara Bleisch: Geboren in Basel, aufgewachsen in Lesotho und im Schweizer Mittelland, das Herz an die Berge verloren im Alter von fünf, es später wiedergefunden an den Stränden der Nordsee. Glücklos in meiner Karriere als Gartenzwergherstellerin und vernarrt in Bücher, Entscheidung für ein Studium von Literatur und Philosophie. Studium in Zürich, Basel und Tübingen, Promotion über unsere individuelle Verantwortung angesichts extremer Armut. An der Universität geblieben bis Mitte Dreissig, danach mehr und mehr Arbeit fürs Fernsehen, seit 15 Jahren Moderatorin der Sternstunde Philosophie (SRF), seit Kurzem mit eigenem Podcast «Zimmer 42». Daneben Lehraufträge an Universitäten und Autorin philosophischer Sachbücher und Intendantin des «Philosophicum Lech». Wohnhaft in Zürich mit Mann und zwei Teenagern und wunderbaren Nachbarn.
Welche drei versunkene Wörter sollten wir wieder vermehrt verwenden? Und weshalb?
Dünken – weil ich es selbst gern verwende und nicht verstehe, wie es je verloren gehen könnte
Fisimatenten – wegen seiner unglaublichen Wortgeschichte (nachlesen!)
Sapperlot – weil ich es grad gestern auf unsere Wand in unserer Wohnung gekritzelt habe, auf die wir Lieblingswörter schreiben
Lesen oder darüber nachdenken bzw. «grüblen»
Drüber grübeln kann ich ja erst, wenn ich lese – also lesen.
Lieben Sie das Ideale oder das Reale?
Das Reale, das nach dem Idealen strebt.
Ihre Vorstellung von Glück?
Etwas finden, wofür ich brenne und wofür es sich zu leben lohnt. Und dann: Das Glück zu leben, statt es mir nur vorzustellen.
Welche Gesellschaft ist Ihnen die liebste?
Die offene.
Ihr Lieblingsgeruch?
In der Sonne getrocknetes Leinen.
Haben Sie ein Lieblingswort?
Eine ganze Menge! Wenn ich mich entscheiden müsste, vielleicht: «nichtsdestotrotz».
In welchen Situationen lügen Sie?
Das tue ich, denke ich, tatsächlich selten. Aber philosophisch gesehen qualifiziert weniger als Lüge, als was wir alltagssprachlich denken.
Was halten Sie für ein Meisterwerk der Natur?
Der Bau der Blüte der Akelei, eine meiner Lieblingsblumen. Sie erinnert mich an gotische Architektur, und die liebe ich auch.
Welches Buch müssen wir aktuell lesen?
Ich gebe keine solch apodiktischen Aussagen von mir, und ich entdecke auch gern Altes wieder. Wer Rilke nicht kennt: 2025 ist ein guter Zeitpunkt, ihn zu entdecken in neuen Biografien und Gedichtbänden. Ich hab ausserdem grad begeistert den neuen Roman von Jonas Lüscher gelesen.

Jonas Lüscher
Verzauberte Vorbestimmung
Roman
352 Seiten, Broschur
Hanser Verlag
Fr. 37.90
ISBN 978-3-446-28304-6

Manfred Koch
Rilke - Dichter der Angst
Biografie
560 Seiten, gebunden
C.H. Beck Verlag
Fr. 47.50
ISBN 978-3-406-82183-7