Angelika Overath

Angelika Overath, 1957 geboren in Karlsruhe, studierte in Tübingen und promovierte mit einer Arbeit über das Blau in der modernen Lyrik. Sie lebte drei Jahre in Thessaloniki. Regelmässig veröffentlichte sie Reportagen und Essays in Zeitungen und Zeitschriften (u.a. NZZ, Die Zeit, Merian, du, GEO, mare, FAZ). Daneben hat sie vier Romane (zuletzt: «Ein Winter in Istanbul») und verschiedene Bände mit Reportagen und Essays publiziert. 2007 ist sie ins Unterengadin, nach Sent gezogen. Seither scheibt sie auch «Geschwistergedichte» in Vallader und Deutsch. Erschienen sind zwei Lyrikbände, ein dritter «Marchà nair cul azur/ Schwarzhandel mit dem Himmel» soll im Frühjahr 2022 im Telegramme Verlag, Zürich erscheinen. Angelika Overath unterrichtet an der Schweizer Journalistenschule MAZ, Luzern und betreibt zusammen mit ihrem Mann, dem Literaturwissenschaftler Manfred Koch, eine Schreibschule in Sent. Sie ist Mitglied des Autorenverband der Schweiz (AdS) und der rätoromanischen Schriftstellervereinigung ULR (Uniun per la Litteratura Rumantscha).
In diesen Tagen erschein ihr literarisches Sachbuch «Krautwelten» bei der Insel-Bücherei. - Doch nun zu meinen Fragen an Angelika Overath:

Welche drei der eingangs erwähnten Tätigkeiten zeichnen Sie aus?
Schwimmen (nicht: baden!),  schreiben, vagabundieren.

Was ist wichtiger: Lesen oder Schreiben?
Wenn ich meinen Mann beobachte, muss ich sagen: schreiben. Aber natürlich kann man kaum schreiben, ohne zu lesen. Für meine Arbeiten muss ich recherchieren. Aber oft lese ich auch handwerklich wie ein Dieb. Ich schaue: wie haben es die grossen Autoren gemacht? Und wenn ich es nicht erkenne, dann kann es geschehen, dass ich sie abschreibe. Ich setze mich hin und tippe eine Seite Weltliteratur herunter. Manchmal weiss ich dann mehr.

Ihr Lieblingswort?
Increschantüm. Weil es «sich sehnen» und «wachsen» verbindet. Wörtlich heisst es ja: sich hineinwachsen lassen. Wachsen wir nicht in der Sehnsucht?

Ihre liebste Tageszeit?
Die blaue Stunde. Wenn sich das Licht neigt, die Farben intensiver werden und die Schatten beginnen. Der Übergang zur Dämmerung.

Süss oder salzig?
Salzig. Oder noch konkreter: Peperoncino!

Wenn Sie ein Lebensmittel wären: Welches wären Sie?
Eine Kohlpflanze. Bläulicher Federkohl oder die violette Lippische Palme. Vielleicht aber auch eine Erdnuss. (Als Doppelwesen in ihren Schalen!)

Welcher Aspekt Ihrer Arbeit ist Ihnen am Wichtigsten?
Dass ich etwas darstellen kann. Im Kleinen eine Welt erschaffen oder eine kleine übersehene Welt zeigen, die gross ist. Für die "Terra Grischuna" habe ich dieses Jahr eine Serie begonnen, "Engadinerinnen". Hier stelle ich Frauen aus dem Tal vor, die nicht (oder kaum) in den Medien vorkommen, die aber eine Leidenschaft haben und das Tal mit ihrer Empathie prägen.

In welchem anderen Jahrhundert hätten Sie gerne gelebt?
In keinem anderen als dem unseren. Aber ich bin oft froh, dass ich schon alt bin. Ich spüre, dass ich mit dieser Zeit nicht mehr lange mithalte.

Wofür stehen Sie mitten in der Nacht auf?
Um zu pinkeln. Oder um eine Zeile, eine Idee zu notieren. Halbwache Zustände sind grossartig! Das kontrollierende Bewusstsein ist noch nicht ganz da.

Bei welchem Ereignis der Geschichte wären sie gerne dabei gewesen?
Bei der Teilung des Roten Meers.

Welches Buch sollten wir aktuell lesen?
«Von Menschen und Mensch*innen. 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören» von Fabian Payr.

Von Mensch und Mensch*innen. 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören.

Fabian Payr

Fabian Payr

Von Mensch und Mensch*innen. 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören.

172 Seiten
kartonierter Einband
Springer Verlag
CHF 30.90
ISBN 978-3-658-33126-9

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