Botanik des Wahnsinns

Roman

BUCHTIPP RUTH:

Leon Engler – «Botanik des Wahnsinns»

Ein ungewöhnlicher Titel mit bizarr schönem Cover das nicht nur Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern mit seinem Inhalt zu 100 % überzeugt! Ein autofiktionaler, aussergewöhnlicher, bereichernder und ja auch spannender Roman für alle, die sich für die Evolution interessieren. 

 

Mit dem heutigen Stand der Wissenschaft kann die Familiengeschichte wahnsinnige Angst für das eigene Leben auslösen, nämlich demselben Schicksal zu verfallen, verrückt/wahnsinnig zu werden. Grossmutter bipolar, Grossvater psychisch krank, der praktisch seine ganze Erwachsenenzeit in einer Psychiatrie, dem Steinhof in Wien verbringt, die Mutter alkoholsüchtig und der Vater versunken in einer Depression. 

Engler stellt sich diesem Wahnsinn und setzt sich differenziert mit der Frage nach Normalität auseinander, geht in die Psychiatrie, nicht als Patient sondern als Psychologe. 

Es ist aber nicht so, dass Sie als Leser*innen einen dunklen schweren Text vor sich haben. Der Autor schafft es mit einer Lebendigkeit den düsteren Stoff, die tragischen Themen in eine zärtliche und sogar humorvolle Leichtigkeit umzuwandeln. Sehr reflektiert ohne Beschönigung und Verurteilungen schreibt Leo Engler über psychische Erkrankungen, mischt immer wieder eigene Familiengeschichten mit ein. Mit dem Beispiel der Veredelung der Bäume, verknüpft Engler die Botanik mit dem Eingebettetsein in der Familie. Die Veredelung ist eine Spezialität des Adoptivvaters seines Vaters. Engler schreibt in einem Satz „Mein Vater wuchs in seiner neuen Familie nie wirklich an.“


Tauchen Sie ein in dieses Debüt, für mich eines meiner besten Bücher in diesem Jahr!

 

Leon Engler: Botanik des Wahnsinns
208 Seiten, gebunden
Dumont
ISBN 978-3-7558-0053-8
Fr. 33.90